Ein entscheidender Schritt …

Die Geschichte des Weinbaus beruht auf jahrtausendaltem Wissen um die Herstellung und Veredelung des Weins. Nicht umsonst wurde Wein schon in frühen Kulturen als das Getränk der Götter bezeichnet und ist ein durch meisterhaftes Können und mit viel Geruchs- und Geschmacksexpertise hergestelltes Genussgetränk. Es besteht aus abertausenden, natürlich in der Traube vorhandenen unvergleichlichen Aromastoffen, an deren Aufschlüsselung die Forschung weltweit arbeitet.

©Stephan Presser Photography

Diese Geruchs- und Geschmacksaromen unterliegen sehr komplexen, voneinander abhängigen Faktoren, die der Mensch bis jetzt ausschließlich mit Nase und Zunge erfasst und beurteilt hat – die sogenannte Weinsensorik. Aber gerade bei dieser Prozessanalyse hängt vieles vom persönlichen Geschmacksempfinden ab und variiert daher. Zudem sind die Analysen mit der eigenen Nase zeit- und kostenintensiv.

Die Vision des Innovationsprojekts „PINOT“ ist die Entwicklung eines Aromadetektors für den täglichen Gebrauch im Keller und im Handel. Der Aromadetektor erfasst mittels Künstlicher Intelligenz aus dem komplexen Substanzgemisch Wein die maßgeblichen geruchsaktiven Stoffe, analysiert und dokumentiert die Ergebnisse. Das Qualitätsverständnis und die Authentizität des Weins wird damit sinnvoll ergänzt, um objektive Rückschlüsse auf die Rebsorte, Herkunft, Anbaubedingungen (Terroir), Jahrgang (Wetter), weinbaulichen Techniken sowie die Verarbeitungs- und Ausbauformen zuzulassen. Somit könnten auch Fälschungen und Betrug frühzeitig erkannt werden. Wir wollen durch unsere Forschung Daten gewinnen, um Winzer und Kellermeister sowohl in der Herstellung als auch in der Qualitätssicherung zu unterstützen.

Ein Gerät das mittels erfasster Daten lernt und Prognosen erstellt, diese das Gelernte anpasst und dann Entscheidungshilfen liefert – das nennt man Künstliche Intelligenz. Ein Weinexperte macht nichts anderes: Aus Erfahrung lernen und daraus Schlüsse ziehen. Die Entscheidungen einer künstlichen Intelligenz sind unemotional und Ergebnisse objektiv. Die chemische Analyse macht die subjektive Einschätzung eines Weinexperten fassbar und übertragbar. Die „smarte Nase“ könnte sogar eine noch feinere Analyse durchführen und damit zum Beispiel Fehlaromen im Wein frühzeitig erkennen.

In 5 bis 10 Jahren könnte man leistungsstarke Aroma-Sensoren beispielsweise auch zur Qualitätssicherung von Lebensmitteln oder zur Emissionsüberwachung nutzen. Auch im medizinischen Bereich, z. B. der Atemgasanalyse oder bei der Suche nach Drogen, Sprengstoffen oder vermissten Personen wäre der Einsatz von künstlicher Intelligenz ein entscheidender Fortschritt.

©www.pixabay.com