Rotwein-Ikonen aus Kalifornien

Da eines der Hauptziele des PINOT-Projekts darin besteht ein System zu schaffen, das in der Lage ist, Wein wie ein Mensch zu riechen und zu beschreiben, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die „Sprache des Weins“ besser verstehen. Wie beschreiben Menschen Wein und wie können wir einer künstlichen Intelligenz beibringen was unsere Worte bedeuten?

In der Sensorik wird die Bewertung von Lebensmitteln und Getränken häufig anhand von Skalen vorgenommen, die numerische Daten liefern (z. B. die Angabe der wahrgenommenen Intensität des Kirscharomas von 0 bis 100). Während die Verarbeitung solcher Daten einfach ist, erfordert die „quantitativ beschreibende Analyse“ eine umfassende Schulung/Expertise des Panels und ist oft zeitaufwändig und ermüdend.

Andererseits ist die freie Beschreibung von Wein mit eigenen Worten weit weniger mühsam und viel organischer. Was aber meint jemand genau, wenn er sagt, ein Wein habe einen „Hauch von Kirsche“ oder ein „deutlich wahrnehmbares Kirscharoma“? Was ist, wenn jemand sagt, der Wein erinnere ihn an eine Kirschtorte? Derzeit gibt es keine gute Möglichkeit, aus solchen textlichen Beschreibungen Informationen über die wahrgenommene Intensität zu gewinnen. Um diese Lücke zwischen numerischen Daten und textlichen Beschreibungen zu schließen, wurden am Weincampus Neustadt zwei miteinander verbundene Verkostungen durchgeführt.

Am 19. Juni 2023 verkosteten die Juroren mehrere Rotweine aus Kalifornien, darunter Pinot noir, Petit Sirah, Zinfandel und natürlich Cabernet Sauvignon. Es stand ihnen frei, die Weine nach eigenem Ermessen zu beschreiben, wobei einige allgemeine Eindrücke wie „fruchtig“ oder „vegetal“ und andere spezifischere Beschreibungen wie „Cassis“ oder „grüne Paprika“ verwendeten. Einige Diskussionsteilnehmer verwendeten einfache Qualifizierer (Begriffe, die die Intensität der Deskriptoren modifizieren) wie „leicht“ oder „sehr stark“, während andere ihre Beschreibungen etwas poetischer formulierten und Formulierungen wie „unterstrichen durch…“ oder „im Hintergrund/Vordergrund“ verwendeten.

Die beliebtesten Begriffe ergaben dann die quantitativen Skalen, die von einer anderen Gruppe von Jurymitgliedern verwendet wurden, die am 3. Juli 2023 dieselbe Reihe von Weinen bewerteten.

Mit Unterstützung von Genie Enterprise werden die Daten beider Verkostungen mit Hilfe künstlicher Intelligenz analysiert, um Verbindungen zwischen Text- und Zahleninformationen herzustellen. Das Ziel besteht im Wesentlichen darin, ein „Wörterbuch“ zu erstellen, das zwischen Wörtern und Zahlen übersetzt. Dies würde nicht nur das PINOT-Projekt voranbringen, sondern auch den Bereich der Sensorik, indem es den Verkostungsteilnehmern die Möglichkeit gibt, Weine (und andere Lebensmittel und Getränke) auf natürlichere Weise zu beschreiben.